Unsere Dauerbaustelle. Oder Umbau, Teil #1

Zum neuen Jahr wird es hier auf dem Blog direkt fotolastig…

Schon länger möchte ich über unsere kleine Dauerbaustelle und den Umbau berichten und heute ist es endlich soweit. Seid also gefasst auf etwas Baulatein, viele Fotos und einen kleinen Ausblick.

Unser Hauptaugenmerk hier auf dem Südosthof liegt ja auf dem Wohnhaus [die anderen Gebäude brauchen auch ab und an etwas Zuwendung, ja…]. Ein ganz klassisches, altes Wohnstallgebäude, wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wie es für diese Region und solche Vierseithöfe typisch ist. Typisch sind auch die Bruchsteingrundmauern (im Erdgeschoss) und eigentlich ein Fachwerk im Obergeschoss. Richtig. Eigentlich. Denn an unserem Häuschen wurde in der Vergangenheit schon so einiges verändert. Aber der Reihe nach.

Was haben wir vor?

Ich hatte in einem anderen Post schon davon berichtet, dass wir derzeit im Erdgeschoss wohnen und uns oben im ersten Stock geräumigen Wohnraum schaffen wollen. Bevor wir aber an Innenausbau überhaupt denken können, müssen andere Dinge saniert werden. Es geht um so grundlegende Dinge wie Fundament, Mauern und Dach…

Hier erst einmal das Vergleichsfoto. So sah die Rückseite des Wohnhauses noch im Sommer aus:Sanierung Fachwerkhaus Vierseithof Dauerbaustelle

Als wir das Haus übernommen haben, war der hintere Teil des ersten Stockes bereits teilweise entkernt, da in der Vergangenheit schon einmal Ausbaupläne existierten. Wir können aus heutiger Sicht sagen, zum Glück kam es damals nicht so weit… Zeiten ändern sich eben. Während der letzten zwei Jahre sind also Pläne gereift, wie das Obergschoss einmal aussehen soll.

Bevor die Profis ans Werk gehen konnten, haben wir jede Menge Schutt, Staub, Steine, Lehm und Holz zu Tage befördert und entsorgt bzw. eingelagert. Bühne frei für die erste große Umbau-Phase.

Dauerbaustelle Sanierung Fachwerkhaus

Dauerbaustelle Sanierung FachwerkhausBlick in das alte Badezimmer. 

Umbau FachwerkhausDieser Raum wird später einmal Wohn-und Küchenbereich.

Fundstücke gab es auch noch einige: Dieses furcheinflößende Katzenposter hing schon seit meiner Kindheit an einer der Decken…

Stand der Dinge

Das Fachwerk der Hofseite ist schon längst Geschichte… und das auf der Rückseite des Wohnhauses wurde durch, sagen wir, unsachgemäße Veränderungen ruiniert. Das haben wir festgestellt, als wir es freigelegt haben. Es waren außen Dämmplatten [besser bekannt als Sauerkrautplatten] angebracht und zum Teil innen Gipskartonplatten und Styropor, die das Holz nicht mehr atmen ließen. Das Ergebnis: Alles morsch und nicht mehr zu retten. [Nicht ohne Goldesel.] Die komplette Rückwand muss erneuert, mit dem Rest des Hauses verankert werden, neue Fenster braucht es dann natürlich auch.

Wenn man sich diese Balken einmal genauer anschaut, merkt man schnell warum das hübsche alte Fachwerk weichen musste.Dauerbaustelle Sanierung Fachwerkhaus

Dazu kommt, dass der hintere Giebel des Hauses gerissen und zu schmal gemauert war. Dieser wurde also auch abgerissen [die Bruchsteine im Erdgeschoss bleiben], neu gebaut und verankert. In diesem Zuge wurde auch der Überstand des Daches verändert und zeitgemäß angelegt. Das unvollständige Fundament sei an dieser Stelle nur nebenbei erwähnt…

Was gerade passiert…

Für diese, nennen wir sie Notsicherungsmaßnahmen, haben wir uns Profis dazugeholt. Seit Monaten sind hier nun Handwerker am werkeln, die bei Wind und Wetter unser Obergeschoss wieder salonfähig machen. Naja, zumindest fast ;-). Und wie es so ist, bei alten Häusern kommt immer mal etwas anders als erwartet und hier und da muss eine neue Lösung her.

Zuerst wurde also das Fundament des hinteren Giebels verstärkt und somit die Grundlage geschaffen, den Rest anzugehen. Danach wurden im Haus Stützen aufgestellt, denn die tragenden Wände sollten ja erneuert werden. Ihr wollt nicht wissen, wie das im Gebälk geknirscht und gekracht hat! So wurde also Stück für Stück abgestützt, abgerissen und neu aufgebaut.

Das klingt jetzt wunderbar einfach und sollte doch recht schnell gehen, oder? Nicht ganz. Es sind tatsächlich viele Einzelschritte, die man hinterher, wenn die fertige Mauer steht, gar nicht mehr wahrnimmt. Und: Ich habe nicht schlecht aus der Wäsche geschaut als eines Tages ein Stück vom Dach fehlte, die Mauern im Obergschoss nur noch Stützen waren und der Wetterbericht Sturmböen gemeldet hatte.

Und hier jetzt das ganze als Bildergeschichte:

Dauerbaustelle Sanierung FachwerkhausDas Fachwerk so am Haus zu sehen war irgendwie dann doch überraschend. Ihr könnt uns glauben, dass uns die Entscheidung, es auszutauschen, nicht besonders leicht gefallen ist.

Dauerbaustelle Sanierung FachwerkhausUnd so wurde Stück für Stück die Wand „ausgetauscht“: Abstützen, Dämmplatten ab. Putz und Lehm ab, Holz raus, verankern, Mauer aufbauen und so weiter. Der Lehm kommt übrigens an anderer Stelle auf dem Hof wieder zum Einsatz, beim Holz müssen wir schauen, was noch zu verwerten ist.

Dauerbaustelle Sanierung FachwerkhausImmer mit dabei: unsere Hühnerschar 🙂 Für die war die Baustelle zeitweise sicher auch etwas stressig.

Sanierung Fachwerkhaus WohnhausLangsam aber sicher kann man sich vorstellen, wie die Rückwand einmal aussehen wird.

Achja, wir haben uns für Liaplan-Steine entschieden. Das sind Steine auf der Basis von Blähton – sie besitzen einen guten Dämmwert und sind im weitesten Sinne ökologisch vertretbar. Vor allem sind sie leicht, denn dieser Fakt spielt bei der Sanierung von Fachwerkhäusern eine große Rolle, wie wir gelernt haben.

Das Fachwerk so am Haus zu sehen war irgendwie dann doch überraschend. Ihr könnt uns glauben, dass uns die Entscheidung, es auszutauschen, nicht besonders leicht gefallen ist. Und so wurde Stück für Stück die Wand "ausgetauscht": Abstützen, Dämmplatten ab. Putz und Lehm ab, Holz raus, verankern, Mauer aufbauen und so weiter. Sanierung Fachwerkhaus Wohnhaus

Parallel dazu haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir die Raumaufteilung vornehmen werden. Nichts einfacher als das! Irgendwie haben wir uns entschieden und dementsprechend die erste Menge Fenster beauftragt. Insgesamt werden das für unser Projekt etwa zwanzig neue Fenster werden, davon sechs bodentiefe… [Wisst ihr, wo der Goldesel untergetaucht ist?]

Am Anfang waren wir noch fest davon überzeugt, die alte Fensteranordnung wieder herzustellen. Leichter gesagt als getan. Zum einen war die gar nicht mehr ganz genau nachzuvollziehen, sondern eher Mutmaßung aufgrund von anderen Häusern oder mit Hilfe von Fotos – aber auch das nur schlecht. Und da ja auch die Raumaufteilung eine andere sein wird – haben wir uns entschlossen, die ganze Sache etwas aufzuweichen. Das wird man auf späteren Fotos dann besser sehen.

Gerade biegen wir auf die Zielgerade des ersten Bauabschnittes ein. Der Giebel steht wieder und die ersten Fenster sind kurz vor Weihnachten eingebaut worden. Das Dach dagegen ist immernoch offen und die Stürme der letzten Tage im alten Jahr machten es für Zimmermann und Co. nicht gerade leicht, die geplanten Arbeiten zu vollenden. Hoffen wir also das beste – denn wir haben keine große Lust, bei Wind- und Wetter ein offenes Dach zu haben…

Was noch geplant ist und wie es mit der Dauerbaustelle weitergeht

Wie es danach weitergeht? Das Mauerwerk auf der Hofseite und des vorderen Giebels ist weitestgehend in Ordnung. Hier und da werden wohl aber noch einige Balken erneuert werden müssen, neue Fenster in alter Anordnung kommen dazu; und es fehlt eine Dämmung, welche die Hausrückseite durch die neuen Steine bereits erhalten  hat. Daher werden wir wahrscheinlich eine Außendämmung mit Holzfaserplatten vornehmen und darüber eine Holzverschalung anbringen. [Oder vielleicht doch von innen Blähtonsteine davorsetzen, weil der Dachüberstand für ersteres eventuell nicht reicht.] Dann soll das ganze Haus ja auch noch verputzt werden. Und irgendwann geht dann der Innenausbau los.

Dauerbaustelle Sanierung Fachwerkhaus

Ich habe absichtlich hier keine Zeitfenster genannt – denn die gibt es nur sehr sehr grob, wenn überhaupt. Da auch der Rest des Grundstücks seinen Tribut zollt und wir noch Pläne für Garten, Freizeit und Co. haben, gehen wohl noch einige Jahre ins Land. Eben eine Dauerbaustelle wie sie im Buche steht.

Hoffentlich war dieser kleine Einblick nicht gar zu technisch. Falls ihr Fragen habt, immer her damit! Ich versuche mich auch weiterhin in der Baudokumentation und werde wieder berichten.

Soweit also von hier – Euch allen ein gutes neues Jahr mit viel Kraft für neue Projekte 🙂

3 Kommentare bei „Unsere Dauerbaustelle. Oder Umbau, Teil #1“

  1. Wow, da werden Erinnerungen wach! Allerdings ist dein Haus ‚etwas‘ größer als meines. Der ganze Aufwand und die Beeinträchtigungen durch Staub, Lärm, Schutt, fehlendes Geld und Grübeleien lohnt sich aber – so bin ich überzeugt – langfristig. Was vernünftig saniert ist, muss wohl zu unseren Lebzeiten nicht mehr angefasst werden. UND man wird deutlich entspannter, wenn weitere Unwägbarkeiten auftauchen. Neulich sah ich mir die andere Giebelwand an und überlegte, ob die Risse schon immer so groß waren. Dann dachte ich schulterzuckend „Na und wenn, die andere Seite abzureißen, neue Stürze einbauen und wieder aufzumauern war jetzt auch nicht soooo ein Drama“ (und ich saß sogar noch hochschwanger am offenen Giebelloch und habe mit Mörtel geworfen)
    Deine Hofstelle ist auf jeden Fall ein Traum und jedes Foto sieht total idyllisch aus.
    In diesem Sinne wünsche ich auch ein gutes, neues Jahr und ebenfalls viel Kraft für neue Projekte (und dass der Goldesel endlich auftaucht)
    Liebe Grüße, Oli

    1. Liebe Oli, vielen Dank für deine Worte. Das mit der Idylle muss an meinen Fotos liegen 🙂 – denn im Moment ist hier wenig idyllisch. Aber so unterschiedlich sind die Sichtweisen. Auch über solche Projekte an sich. An uns wird oft mit Respekt für dieses ‚Lebenswerk‘ herangetreten, während wir eher so die ‚Losmachen‘-Mentalität haben und uns gar nicht so viele Gedanken machen, wir haben ja die Zeit bzw. wir nehmen sie uns. Und ja, man lernt, Kompromisse einzugehen und manche Dinge sind hinterher weniger kompliziert als sie zunächst erscheinen, da hast du Recht. In jedem Fall bleibt es spannend!
      Dir und euch alles Liebe für das, was kommen mag 🙂

      1. Ich glaube, dass deine und meine Herangehensweise die richtige ist. ‚Einfach‘ machen, was soll passieren? Im schlimmsten Fall wird es nicht so wie geplant, man wird nicht im Zeitrahmen fertig oder stellt die üblichen Katastrophen beim Sanieren fest. Es geht aber mitnichten die Welt unter, man wird nicht auf’s Schafott geführt und wenn alles schief geht, hat man immer noch massig Erfahrungen auf der Haben-Seite. 🙂
        Dass Leute (für mein Gefühl) übermässig Respekt haben kenne ich, ich verstehe es manchmal auch weil es wirklich ein Angang ist, sowas über Jahre durchzuziehen aber es klingt auch oft etwas zweifelndes mit. Eher Selbstzweifel als Zweifel an den Bauherren zum Glück, das einzige Mal als mir mulmig wurde war, als mein Onkel beim Besichtigen der Baustelle ein etwas verkniffenes Gesicht machte und meinte, er wüsste nicht, ob er sich das zutrauen würde. Und der Mann hatte eine Großsanierung mitsamt Anbau und nachträglicher Unterkellerung seines Hauses laufen, während der noch große Karriere gemacht hat.
        Aber ich glaube eben daran, dass viele sich einen zu großen Kopf machen. Die Hütten waren doch vorher auch irgendwie bewohnbar, dann werden sie es hinterher erst recht sein. 😉 Und irgendwelche Herausforderungen sucht jeder.

        Natürlich liegt es zu einem ganz großen Teil an deinen tollen Fotos, dass alles idyllisch aussieht für mich und stimmungsvoll – aber das Gemäuer an sich ist auch toll, die alten Dinge, sogar der Sitzplatz neben der Schuttrutsche. Vielleicht sehe ich aber auch schon das Endergebnis vor meinem inneren Auge, ich bin da ja ziemlich unerschrocken. 🙂

        Dir auch alles Liebe, Oli

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