Unterwegs?!
So, da bin ich wieder. Zurück mit Fotos und vielleicht auch mit Geschichten von unterwegs im Gepäck. Ich hatte die Box mit den abgelaufenen Filmen eingepackt und was dabei rausgekommen ist, seht ihr nun hier.
Wir waren also unterwegs. Im roten Bus, im Sommer, dieses Jahr. Eigentlich nur kurz. Länger ist leider nicht so einfach. Ganz schön viel zu tun zu Hause. Und neue felltragende Hofbewohner, die hier sicher auch bald zu sehen sein werden und Aufmerksamkeit mögen. So wie auch das Federvieh.
Von Wäldern und Landstraßen. Keine Mohnfelder. Noch nicht.
Aber der Reihe nach. Es war also August und wir haben uns nicht ganz eine Woche frei geschaufelt. Um erst ein paar Tage in der bayrischen Landeshauptstadt zu verbringen und danach in die Wälder Tschechiens aufzubrechen. Das hat nur in Teilen geklappt, so dass wir uns am Ende einfach in Plzeň einen hübschen Standplatz gesucht haben, immer im Schatten von Regenwolken. Natürlich nicht ohne übers Land zu fahren und hier und da in unscheinbaren Kleinstädten auf der Suche nach Gemütlichkeit anzuhalten.
So geschehen in Thierstein, noch bevor wir nach München kamen. Eine Gegend, die wohl kaum bekannt aber dennoch einen Spaziergang wert ist. Ich bin nur nicht ganz sicher, ob es so schlimm war, dass wir den Austro-Pop verpasst haben… In München jedenfalls ist die Kamera in der Tasche geblieben. Dort war ich, sagen wir, reizüberflutet. In nur ein paar Stunden Innenstadtbummel sind mir soviele Menschen begegnet, wie ich sie sonst in einem Jahr nicht treffe. Und das ist nicht übertrieben. Ein Dorfkind in der Großstadt. Ist das jetzt gut oder schlecht?
Nach dieser kurzen, undokumentierten Visite fuhren wir also in den Wald. Den wiederum gibt es bei uns nicht in dieser schönen, tiefen Form. Wir waren ohne Ziel, kamen aber irgendwie beim großen Arber vorbei. Ein hübsches Fleckchen. So sind wir einmal um den See spaziert und haben es tatsächlich geschafft, auf einem der Wanderpfade verloren zu gehen. „Ich glaube, das hier ist eine Abkürzung“ – ja, sicher!
Einen Tag, ein paar Kilometer und einen nicht mehr vorhandenen Grenzübergang später standen wir in Zelezna Ruda vor einer Kirche mit Zwiebelturm [wie ich eben gelesen habe, einer der größten weltweit]. Ein hübsches barockes Gotteshaus, das ich nicht unbedingt erwartet hatte. Die zwielichtigen Einkaufsmöglichkeiten von nebenan aber irgendwie auch nicht. Es war nicht viel los – winters ist das wohl anders. Dann pilgern Wintersportler von allen Ecken des Landes in den Ort.
Nun ja, wir sind dann also weitergefahren und haben die Nýrsko-Talsperre gefunden. Ein riesengroßes Stück Wasser, von Wald umgeben. Grauer Nieselregen war unserer Begleiter. Wasser von allen Seiten. Staunend stand ich auf der Staumauer und fragte mich, wie ebenjene diese Wassermengen so zuverlässig aushalten kann…
Auf dem Weg nach Pilsen haben wir dann noch in Klatovy/Klattau eine Einkehr gesucht. Und ein ruhiges, beschauliches Städtchen gefunden. Es war ein grauer Tag, wir sind hier und da durch die Gassen gestromert und sind irgendwann weitergefahren. Das lag aber weniger am Ort, als an unserem Ziel für diesen Tag. Ein paar Typo-Funde gibt es auch noch…
Irgendwann sind wir dann in Plzeň/Pilsen gelandet. Und haben beschlossen, zwei Tage zu verweilen. Wir waren ziemlich analog unterwegs und sind übrigens am bargeldlosen Bezahlen in der Straßenbahn hemmungslos gescheitert. Dafür gab es Kofola (und einen Zuckerschock gratis…). [Für die geneigten Leser unter euch: Kofola ist ein Pendant zu Cockta und sollte in jedem Fall dem vermeintlichen Originalgetränk vorgezogen werden – zumindest, wenn man sich irgendwo in Süd/Osteuropa aufhält].
So sind wir durch die Stadt spaziert und haben uns treiben lassen. Gleich zu Anfang kamen wir an der wunderschönen Synagoge in Pilsen vorbei, man beachte den Boden!
Vor einigen Jahren war Pilsen Kulturhauptstadt, zeigte sich also im Zentrum eher herausgeputzt. Aber wie so oft, wenn man die Seitenstraßen nimmt, tauchen sie dann doch auf. Fassaden, die ihre beste Zeit hinter sich gebracht haben oder rostige Lettern, die von vergangener Geschichte zeugen.
Dass ich einen jahrealten Film in der Kamera hatte, trägt wohl eher noch dazu bei, zu denken, dass die Zeit stehengeblieben sei. Mein Tipp an dieser Stelle: Hinfahren!
Der Zufall wollte es, dass wir auf einem unserer Spaziergänge in der Brauerei endeten – ein riesiges Gelände, das ganze Busse voller Besucher verschlingt.
Was ich aber gern sehen wollte, war das Depot-Gelände. Ein, man würde heute sagen, Maker-Space. Mit Werkstätten, Ateliers, Ausstellungen, Installationen und Hochbeeten. Und noch viel mehr, ein Café war auch dabei. Spannend waren die aufgebauten Denkmähler im sozialistischen-Stil [nennt man das so?] und in Autos gepflanzte Bäume habe ich auch vorher noch nie gesehen…
Dann sind wir irgendwann weiter gefahren. Unterwegs durch eher kleinere Ortschaften und natürlich mit Hilfe von Abkürzungen. Am Wegesrand: Mohnfelder. Natürlich verblüht, aber eine Augenweide! Tja, irgendwo muss der Mohn fürs Gebäck ja herkommen…
Ganz vielleicht war das nicht unsere letzte Reise dieses Jahr. Ganz vielleicht gibts auch wieder frische Filme im Kühlschrank. In jedem Fall gibts hier jetzt wieder Bild und Text!
[Obwohl so meine Zweifel bestehen, ob diese Art des Bloggens überhaupt noch Leser anzieht – die schnelle Bilderwelt von Instagram lässt grüßen. Und da nehme ich mich nicht raus…]
Trotzdem. Bis bald!